Staffelstabübergabe st. marienoder: „wie Menschen aus dem Eichsfeld, Böhmen und Polen zu einem Gotteshaus kamen und ein Illegaler im Streifenwagen zwischen zwei Polizisten neue Zuversicht gewann….“ 
Stürmischer Wind, 7 Grad Celsius Außentemperatur und hell erleuchtet schien um 18:00 Uhr das Licht aus dem großen Gemeindesaal durchs Fenster auf den Vorplatz. Einladend waren die Tische mit Gebäck, Knabbereien und Getränken für die Gäste vorbereitet. Menschen trafen ein. Die einen kannten sich, andere waren fremd – Menschen aus verschiedenen Ländern, Menschen die sich im christlichen Glauben begegneten. Fragen wurden beantwortet. Plötzlich standen ein paar Gäste vor den alten Fotographien an der Wand. Spontan erfuhren wir, dass sich einst um 1860 herum in Walle viele Neubürger in Bremen aus dem Eichsfeld, Böhmen und Polen ansiedelten, um den wachsenden Bedarf an Arbeitskräften in Bremen zu decken. Menschen, die katholisch waren und im protestantischen Bremen zwar eine neue Arbeit und Heimat fanden, aber keinen Platz für ihren  Gottesdienst hatten. Nach St.Johann war es zu weit, denn Straßenbahn oder Busse gab es damals noch nicht. Mit angesparten eigenen Mitteln und mit Hilfe von Sponsoren, konnten sie Ihren Traum  wahr werden lassen. Auch Hachez versüßte damals mit einer großzügigen Spende den Kauf des Grundstück und den Grundstein zum „kleinen Vatikanstaat “ auf dem die erste St.Marienkirche in Walle entstand. 1944 zerstört und durch Bremer Katholiken und Flüchtlingen aus den Ostgebieten, sowie mit zahlreichen Spenden, die der „Wanderprediger“ im Osnabrücker Umland auf seinen Touren im VW Käfer einfuhr, gelang dann in den 1950 Jahren der Wiederaufbau in der heuten Fabrikhallenarchitektur.

Staffelstab und LosUnd hier saß nun auch Stephen, der einst als Flüchtling aus Benin über Ghana nach Hamburg gekommen war. Dort lebte und arbeitete er zunächst illegal. Schwarzarbeit, damit hielt er sich über Wasser – doch dann kam es, wie es kommen musste. Geschnappt, verhaftet und im Polizeiwagen eingefercht zwischen zwei Beamten, die drohende Abschiebung vor Augen,  besann er sich in seiner Not auf Gott. „Auf einmal wurde ich ruhig und von einer Zuversicht erfasst. Gott sprach zu mir“ so sagt er heute. Und trotz dieser aussichtslosen Lage wendet sich sein Schicksal, er konnte bleiben und fühlte sich von da an berufen. Heute ist er Pastor mit Zivbilberuf und hat die Living Faith Ministry 2011 in Bremen gegründet. Eine bewegende Lebensgeschichte und die Geschichte einer Gemeinde, die mit vielen Menschen aufgebaut wurde – all dies erfuhr ich an diesem Abend der Begegnung.

Markus Lund

Hier ein aktueller Artikel im Kirchenboten zur Begegnung in St. Marien