Bundestagspräsident Norbert Lammert in einem Grußwort zum Ökumenepreis 2017 das prämierte Bremer Projekt Staffel der Gastfreundschaft. Als Schirmherr des Ökumenepreises erinnert Lammert im Hinblick auf das diesjährige Rahmenthema Gastfreundschaft an die zugrundeliegende biblische Botschaft.

„‚Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen‘, heißt es an zentraler Stelle im Matthäus-Evangelium. Wer gastfreundlich ist, lehrt der Evangelist, gibt mehr als dem Hungernden zu essen, dem Durstigen zu trinken oder dem Frierenden warme Kleidung. Gastfreundschaft überwindet Fremdheit. Ein guter Gastgeber kennt keine Vorbehalte, mit offenen Armen heißt er auch den Unbekannten willkommen – er zeigt sich seinem Gast im besten Sinne großzügig, empfängt ihn mit Respekt und Interesse.

In diesem Geist trat die ‚Ökumenische Staffel der Gastfreundschaft‘ in Bremen an. Mit einem Besuchsreigen, an dem vier Staffeln aus insgesamt 42 Gemeinden und Kirchen beteiligt waren, stieß die ökumenische Initiative eine Welle der Gastfreundschaft unter den verschiedenen christlichen Denominationen in der Hansestadt an. Bei ihren Treffen übergaben die Gäste Pilgerstäbe anstelle der im Sport üblichen Staffelhölzer als sichtbares Zeichen ihrer Verbundenheit – vor allem aber konnten sich die mehr als 1.300 beteiligten Gläubigen auf ihrem Weg durch die christlichen Gemeinden über ihre vielfältigen spirituellen Erfahrungen austauschen und sich von den Gemeinsamkeiten wie den Unterschieden in Ritual und Glauben des jeweils anderen ein Bild machen.

Herzlich gratuliere ich dem Bremer Projekt zum diesjährigen Ökumenepreis der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Als Schirmherr freue ich mich besonders, dass mit der ‚Ökumenischen Staffel der Gastfreundschaft‘ unter den vielen anderen bemerkenswerten Initiativen eine Aktion geehrt wird, die in Zeiten zunehmender Individualisierung auf lebendige Weise Abgrenzung überwindet und dazu anregt, wechselseitig Kontakt zu pflegen.

Dass die ‚Ökumenische Staffel der Gastfreundschaft‘ die Begegnung zwischen evangelischen, katholischen, freikirchlichen und orthodoxen Gemeinden befördert hat und dafür in Wittenberg, auf das sich die Blicke der Welt in diesem Jahr besonders richten, ausgezeichnet wird, ist nicht nur für die unmittelbar Beteiligten Grund zur Freude. Es mag Gästen und Gastgebern an der Weser auch Ansporn für künftige Staffeln sein – im Sinne der lebendigen Gastfreundschaft und mit einem nächsten Etappenziel: der Überwindung von Fremdheit unter Gläubigen über die Grenze der Christenheit hinaus.“

 

Prof. Dr. Norbert Lammert,
Präsident des Deutschen Bundestages