An dem warmen Sommernachmittag empfing uns eine angenehme leichte Kühle des großen Backsteinkomplexes von St. Ansgarii aus dem Jahr 1957. Die großzügige Anlage mit Garten im Innenhof, Gemeindesaal und Kirche war insgesamt eher schlicht aber im hanseatisch-repräsentativen Stil der 1950er Jahre entworfen, in sich sehr harmonisch konzipiert und gestaltet.
Begrüßt wurden die Gäste aus der ev. Gemeinde St. Lukas im liebevoll eingedeckten und dekorierten Gemeinderaum. Wunderschöne große weiße Blüten und Blätter dienten hier als festlicher Schmuck auf den Tischen. Es mag Zufall gewesen sein, dass diese Blüten hier zur Deko benutzt wurden, aber gerade diese Farbwahl hatte an diesem Abend auch eine gewisse symbolische Aussage. Weiß, die vollkommene Farbe, die physikalisch als die Summe aller Farben angesehen wird; weiß, die Farbe, die für das Licht, das Neue, das Gute, die Unschuld, das Reine,für den Glauben, für Bescheidenheit, für die Wahrheit und die Neutralität steht; weiß, die Farbe, die liturgisch für die höchsten Feiertage steht … wurde uns, den Gäste dieser Gemeinde geboten. Dieses Detail des Arrangements war nicht zu übersehen, ebenso auch die herzlichen Begrüßungsworte, die folgten und das großartige Buffet, dass die Gastgeber gastfreundlich aufgeboten hatten.
Gastgeber und Gäste mischten sich an den Tischen und man hatte von Beginn an das Gefühl, dass sofort ein harmonisches und vertrautes Miteinander in den Gesprächen entstand. Wir erfuhren, dass die Ursprünge dieser Gemeinde im Mittelalter als Innenstadtgemeinde und Kirche zu Ehren des heiligen Ansgar (Erzbischof zu Bremen) entstanden war, aber es aufgrund von Kriegsschäden /Einflüssen in Bremen im Jahr 1944 zum Einsturz des Turmes und dabei zur völligen Zerstörung der damaligen St.Ansgariikirche gekommen war. St. Ansgarii gilt, so erfuhren wir, als der theologisch-historische der Ausgangspunkt der Reformation in Bremen. Im November 1522 hatte dort der holländische Augustinermönch Heinrich von Zütphen in einer Kapelle der damaligen Kirche die erste Predigt im „reformierten Glauben“ gehalten, der dann mehr und mehr Anhänger in Bremen fand.
Dort erhielten wir vom Kirchenmusiker eine Kurzeinweisung über Orgeln. Die Begriffe Prospekt, Manuale, Spieltisch, Register, Pedalklaviatur, Prinzipal- und Prospektpfeifen, Gedackt und Zimbeln wurden uns erklärt und angespielt. Und dann folgte virtuos und doch gewaltig das kurze improvisierte Vorspiel auf der großen Führer-Orgel – ein bleibendes Klangerlebnis besonderer Art. Es ist immer beeindruckend, dass diese Instrumente, wenn diese so gekonnt bespielt werden, Klangerlebnisse ermöglichen, die man sonst so nicht erleben kann.
Danke an die Gastgeber für diesen Abend der Begegnung.
Text: Markus Lund, Fotos: Kerstin Thompson